Mit dem Citroen Traction Avant zum Schraubertag

Mit dem Traction Avant über die Schwarzwaldhöhen

21.06.2015

Rost, Edelstahl und Pech beim Schraubertag des Citroen Veteranen Clubs 7-2 in Sasbach am Kaiserstuhl

 

Wir Liebhaber alter Citroens - am liebsten Traction Avants in allen Facetten treffen uns einmal im Jahr zum theoretischen Austausch aber auch zur Reparatur diverser Wewechen unserer Oldtimer.

Eine illustre Truppe bestehend aus Badenern, Württembergern, Westfalen, Berlinern, Saarländern, Franken und Elsässern trafen sich im Mai bei Jürgen Czajkowski in Sasbach am Kaiserstuhl.

Mein Traction Avant normale 11 B "Luise", Baujahr 1956 bekam vor einigen Wochen von der Werkstatt meines Vertrauens: J.C. neue Marchal-Scheinwerfer. Natürlich mit gelbem Licht um jede Charme-Offensive zukünftig für uns zu entscheiden. Die mit Rost übersäte vordere Stoßstange passte nun wirklich nicht mehr zum charmanten Anblick. Deswegen klare Entscheidung, die alte muss weg. Jürgen Czajkowski besorgte mir eine neue (natürlich Stoßstange) zum Schraubertag - jetzt aus Edelstahl für ewigen Einsatz. Also kurze Begrüßung der anderen, Werkzeug raus und ran ans Werk. Die Schrauben hatte ich vorsorglich einen Tag zuvor mit Rostlöser eingesprüht, so hatte meine kleine Rätsche keinerlei Problem mit dem Lösen der Schrauben. Ich biete eine Original-Stoßstange, 59 Jahre alt, die hat den Quai de Javel schon gesehen, mit viel Patina zum Verkauf, sagen wir 5.000 Euro rief ich in die sich theoretisch fortbildende, aber auch schraubende Gemeinschaft und hielt das verrostete Teil in die Höhe. Staunende Blicke ereichten mich. "In Ordnung, weil ihr es seid, also für 3.500 Euro würde ich mich von dem selteten Stück trennen". Keine Reaktion, sondern nur Gelächter. Gut, akzeptiert, dann versuch ich es halt in 50 Jahren nochmal.

Nach dem missglückten Verkauf machte ich mich sogleich an die Montage der neuen blitzenden Edelstahlstoßstange. Leider waren die Halteelemente derart verzogen, dass meine zwei Hände nicht gleichzeitig ziehen, schieben, drücken, verbiegen, Loch suchen, Schraube durchdrücken, Mutter drauffummeln, auf dem Boden wieder danach suchen, konnten. Meine Misere fiel Wolfgang auf und er griff mir sofort hilfreich unter die Stoßstange. Gemeinsam schafften wir mit vier Händen die Streckbank zu ersetzen und montierten die neue Stoßstange - äußerst pragmatisch ohne Kratzer und passgenau. Quasi eine baden-württembergische Spitzenleistung, da sich die "Ingenieure" vorher nicht kannten.

Die Mittagszeit war erreicht und Eva Czajkowski hatte den Tisch mit Baguette, Pate de Sanglier, Moutarde, heißen Würsten, Kartoffelsalat, Madelaines und Macarons sehr einladend gedeckt.

Nachmittags wollte ich die Chance des Schraubertags nützen um meinen uraltes Reserverad mit einem neuen Reifen zu versehen. Ich legte das gute Stück auf den Boden und gab Wolfgang die Ehre, das Ventil zu öffnen und die Original Pariser Luft aus dem Jahre 1956 entweichen zu lassen. Deutlich roch man noch Reste von gitanes mais, gauloises blondes, pastis, presson, petit rouge et, et, et.

Das Trennen des Reifens von der Felge gestaltete sich dann doch etwas schwieriger. Der uralte Gummi und die Stahlfelge hatten sich inzwischen zu einer festen Einheit verbunden. So vermochte nur rohe Gewalt vier gestandener Männer mit Händen und Füßen den Reifen von der Felge zu trennen. Der neue Reifen konnte auf die alte rostige Felge guten Gewissens nicht aufgezogen werden. Ich entschloss mich, die Felge in den nächsten Tagen zum Sandstrahlen und anschließendem Lackieren zu bringen.

Somit war mein heutiges Schraubertagziel zu 90% erreicht. Noch eine große Tasse schwarzer Kaffee und ein paar Fachgespräche mit einigen neuen Gesichtern, dann wieder zurück ins Schwarzwälder Kinzigtal. Ab Freiburg ließen sich die Gänge 2 und 3 nicht mehr geräuschlos einlegen. Weder beim Hochschalten noch beim Runterschalten. Mein erster Gedanke war: menschliches Versagen. Aber auf den nächsten 40 Kilometern ließen sich trotz gefühlvollen Schaltvorgängen die Gänge ohne laute, sehr laute Kratzgeräusche nicht mehr einlegen. Pech! Ich komm doch gerade vom Schraubertag.

Zu Hause angekommen, rief ich Jürgen an und schilderte ihm mein Malheur. Die kurze Telefonseelsorge brachte das Ergebnis, dass wahrscheinlich der Synchroniseur seinen Geist aufgegeben hat. Aber letztendlich muss meine Luise zur tatsächlichen Fehlersuche wieder in die Werkstatt an den Kaiserstuhl.

 

Euer Infobaum-Blogger

Jakob

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© Kurt Haberstich