Gold und Silber lieb ich sehr - Radtour von Scherwiller ins Val d'Argent

Radtour Von Scherwiller Ins Val D Argent Fahrrad

23.05.2015

Scherwiller, zwischen Selestat und Chatenois an der elsässischen Weinstraße, immer wieder zieht es mich in diesen Ort für ein verlängertes Wochenende. Vielleicht weil es sich DAS Rieslingdorf nennt?

Diesen Pfingstsamstag will ich ins Val d'Argent, das Silbertal, um das wertvolle Metall zu finden. Es soll einen einen neuen Radweg nach Sainte Marie aux Mines geben. Und 20 km sind ja ein Klax. Also auf's Rad durch die Reben nach Chatenois, dann Richtung Villé und nach dem Kreisverkehr Richtung Villé links auf den sehr gut gekennzeichneten Radweg abbiegen. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Zuerst geht es am Rande von großen Feldern im Zickzackkurs ins Val d`Argent immer entlang der alten Bahnlinie. Bei Hurst geht es über den Bach und der Radweg führt durch dichten Mischwald.

Gleich am Anfang steht ein Schild "Sauf Service". Auf deutsch gelesen denk ich : "Super, mit Getränken unterwegs gibt's also keine Probleme". Jetzt führt der neu geteerte Weg durch enge Kurven gespickt mit zwei 18% Rampen durch den Wald. Anschließend wieder über den Bach in ein kleines Industriegebiet. Ab hier läuft der Radweg jetzt auf der ehemaligen umfunktionierten Eisenbahnstrecke.

Bolzengerade geht es los. Ich passiere eine große Ansammlung elsässischer Weihnachts-Markthäuschen, die auf diesem Fabrikgelände wohl ihren verdienten Sommerurlaub nehmen. Bei leichtem Gegenwind und einer fast nicht wahrnehmbaren Steigung geht's nach Lièpvre. Einwandfrei ausgeschildert geht's durchs Dorf weiter Richtung Sainte Marie aux Mines. Unterwegs gibt es immer wieder Informationstafeln, die über das Tal berichten. An einer malerischen renovierten kleine Kirche macht der Radweg noch einen kleinen Haken und schon sehe ich meine Zielstadt. In der Innenstadt finde ich das Hinweisschild für mein Ziel: Tellure, den Silberminenpark. Noch vier Kilometer Richtung Col des Bagenelles. Also wieder auf's Rad und die schlappen Meter leicht bergauf geradelt. Am Ziel angekommen stimmt mich der leere Parkplatz etwas misstrauisch. Beim Eingang hab ich dann Gewissheit: Heute nicht geöffnet. Kein Silber, kein Gold - einfach nur Pech! 

Enttäuscht fahre ich zurück und hab dann mitten in der Stadt doch noch Glück. Ein schnuckeliges Straßencafé mit sonnenbeschienenen kleine Tischen. Ich liebe diese französische Straßencafé-Atmosphäre und genieße einen grand café noir und ein sirop citron mit Eiswürfeln. Gestärkt nehm ich nun den Rückweg in Angriff. Ich träumte wohl doch zu stark von den verpassten Edelmetallen, denn plötzlich stürzte ich kopfüber eine kleine Böschung hinunter. Wie sagte mein Vater immer: "Augen auf im Straßenverkehr". Gottseidank hatte ich einen Helm auf. So kam ich mit Blessuren am Knie, einer schmerzenden Schulter und ein paar Kratzern am Helm glimpflich davon. Äusserst konzentriert setzte ich meine Radtour fort.

Das Edelmetall ließ mich aber nicht in Ruhe. Silber, silbrig, Gold, Goldbarren, goldnuggets, golden, goldgelb, goldbraun - dann hat's gefunkt! Goldbrauner Whisky! Zwischen Chatenois und Villé hat doch ein neues Distilleriemuseum eröffnet. Das sind gerade ein paar Kilometer von hier. In Hurst Richtung Neubois durch einen lichten Frühlingswald. Kurz vor Neubois rechts auf die Nationalstraße und schon erkennt man an einem schwebenden Cadillac Oldtimer die Maison du Distillateur: Whisky- und Spirituosen-Museum. Und es hat geöffnet! Jetzt hab ich doch noch mein Glanzlicht des Tages. Das moderne Museum weiht mich mit Wurzel dem Wichtel in die Geheimnisse der Spirituosen ein und erzählt mir die Geschichte der Destillation und der Brennerei.

Anschließend präsentiert mir eine äußerst nette Mademoiselle verschiedene Destillate. Dem goldgelben, goldbraunen elsässischem Whisky kann ich dann doch nicht widerstehen und lasse mich - trotz Velo - zu einer kleinen "degustation" hinreissen. Vorsichtig schenkt sie das goldbraune Getränk in einen kleinen Schwenker. Schon der Geruch ist phänomenal. Mit geschlossenen Augen genieße ich die ersten zarten Tropfen mit meiner Zunge und verteile dieses göttliche Getränk in meinem ganzen Mund, damit ja kein Geschmacksnerv benachteiligt wird. Mir wird richtig warm ums Herz als die Tropfen meinen Gaumen verwöhnen.

Ich bedanke mich für diese hervorragende Degustation und verabschiede mich mit: "Bonne journeé et a bientot".

Die charmante Mademoiselle erwidert: ?A bientot ? avec plaisir!?.

Ich komme sicher wieder!


Euer Infobaum-Blogger

Jakob

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